Kosakenreiten
  

Das Kosakenreiten, auf russisch "Dshigitovka" (джигитовка), ist insbesondere in Südrussland und bei den Völkern des Kaukasus, in der Ukraine sowie in Mittelasien populär, wo es auch seinen Ursprung hat.

Das Wort Dshigitovka leitet sich von dem türkischen Wort "Dshigit" ab, was soviel bedeutet wie "geschickter und mutiger Reiter". Dshigitovka bezeichnet eine Reitsportart, bei der der Reiter im schnellen Galopp (Geschwindigkeit mindestens 400 m/min) eine Reihe von akrobatischen Übungen ausführt.

Der Kosakenreiter springt im vollen Lauf vom Pferd ab und wieder auf, nimmt Gegenstände vom Boden auf, hängt an der Seite des Pferdes oder unter dem Bauch und führt andere Tricks aus. Der Reiter zeigt dabei seinen Mut, seine Geschicklichkeit und seine Fähigkeit, das Pferd zu beherrschen.

Geschichte

Schon aus der Zeit der antiken Olympischen Spiele sind vergleichbare Reiterwettkämpfe bekannt, bei denen die Reiter vom Pferd absprangen, neben dem Pferd herliefen und wieder aufsprangen. 

Aus dem 6. Jahrhundert ist belegt, dass Dshigitovka von slawischen Stämmen, die an der Grenze der Waldgebiete zur Steppe lebten, zur Verteidigung gegenüber den Steppennomaden angewandt wurde. Dies erlaubte ihnen, im Kampf mit zwei Schwertern zu kämpfen.

Bei den Kosaken gehörte Dshigitovka für Jugendliche zur allgemeinen Ausbildung. Mit Pferderennen und Dshigitovka-Wettkämpfen bereiteten sie sich auf ihren späteren Einsatz in bewaffneten Einheiten vor. 

Seit dem 19. Jahrhundert treten Kosakenreiter in Zirkusvorstellungen sowie bei Reitsportfesten und -turnieren auf.

Dshigitovka heute

Heute wird Dshigitovka entweder als Sport auf einer geraden Laufbahn (ab 300 m Länge) oder in der Zirkusarena ausgeführt. Der Dshigit muss möglichst viele verschiedene Übungen bzw. eine Übung möglichst oft hintereinander ausführen. Neben den Einzelübungen gibt es auch Darstellungen einer Gruppe von Reitern, auch auf mehreren Pferden.

Einige der möglichen Tricks sind auf der Seite "Übungen" dargestellt.

Ein Durchparieren des Pferdes zum Trab oder das Herunterfallen des Reiters bedeuten bei Wettkämpfen die Disqualifikation oder Niederlage.

Als Meister des Kosakenreitens gelten die Reiter aus Ossetien aus der Dynastie von Ali-Bek Kantemirow. Ali-Bek Kantemirow, ein berühmter Zirkusreiter, beherrschte sogar die Übung, von unter dem Bauch zwischen den Hinterbeinen hindurch auf die Kruppe des Pferdes zu gelangen.

Dshigitovka ist eine Reitsportart, bei der der Reiter Körperbeherrschung, Kraft und Aufmerksamkeit trainiert. Natürlich sind auch viel Fleiß, Disziplin und Verantwortungsbewusstsein für das Pferd erforderlich. Wer Dshigitovka- Übungen trainiert, verbessert allgemein seine Fähigkeit, das Pferd - auch in schwierigen Situationen - zu beherrschen. Kosakenreiten ist deshalb auch für Kinder und Reitanfänger geeignet.

Wie beim Reitsport allgemein ist auch der Umgang mit dem Pferd, die notwendige Fürsorge und Pflege, ein wichtiger Punkt, der Kosakenreiten zu einem guten Sport für Kinder und Jugendliche macht.

Im Unterschied zum Voltigieren galoppiert das Pferd beim Kosakenreiten sehr schnell. Die Übungen erfordern viel Kraft und sind teilweise nicht ungefährlich.

Die Kunst des Kosakenreitens hat eine lange, traditionelle Geschichte. 

 

Das Kosakenreiten (russ. Djigitovka) beinhaltet akrobatische Übungen am Pferd und den Umgang mit Waffen.

 

 1. Akrobatische Übungen am Pferd

Die Übungen bei der Djigitovka werden in unterschiedliche Schwierigkeitskategorien  eingeteilt. Es gibt statische und dynamische Übungen. 

Bei den statischen Übungen geht es darum, diese möglichst auf eine lange Distanz auszuführen (Punkte werden bei Wettkämpfen je 10 Meter berechnet), z.B. Stehen, Kosakenhang.

Bei den dynamischen Übungen geht es darum, diese möglichst schnell und oft hintereinander auszufüren, z.B. Auf- und Abspringen, Schere.

Zu den einfachen Übungen gehören unter anderem:

  • Kosakenhang (russ. obryv - обрыв)

  • Quer liegen

  • unterschiedliche einfache Hängeübungen (z.B. Pistole, Polsunok)

  • einfache Ab- und Aufsprünge

  • Schulterstand

 

Zu den mittelschweren Übungen gehören 

  • Sprung über das Pferd

  • Schere

  • unterschiedliche Drehungen an dem Pferd (russ. vertuschka - вертушка)

  • Aufheben von Gegenständen (Tücher, Mützen, Münzen etc.)

Die schwierigsten Übungen sind:

  • anspruchsvollere Drehungen am Pferd

  • Durchklettern unter dem Hals oder dem Bauch

 

2. Der Umgang mit Waffen vom Pferd 

Diese Disziplin kommt aus der kosakischen Kavallerie und beinhaltet die Waffen Lanze, Schaschka (Kosakensäbel), das Wurfmesser und die Pistole. Des Weiteren wird bei den Kosaken der Umgang mit Peitschen verschiedener Längen (Nagaika und Bullenpeitsche) und dem Bogen gepflegt. 

 

Außerdem gehören zum Kosakenreiten Elemente wie das Hinlegen des Pferdes aus dem Galopp ( früher war das bei der Patrouille von Nöten), sowie ungarische Post (russ. alanskaja esda - аланская езда), das Anwenden des Umgangs mit Waffen während der akrobatischen Übungen und Gruppenübungen (z.B. Pyramiden aus mehreren Reitern und auch mehreren Pferden gezeigt). 

Ein Durchparieren des Pferdes zum Trab oder das Herunterfallen des Reiters bedeuten bei Wettkämpfen die Disqualifikation oder Niederlage.

Im Folgenden zeigen wir einige Übungen:

 

Beim Kosakenhang hängt der Reiter zu einer Seite des Pferdes nach hinten herunter. Die Füße sind dabei in den Steigbügeln. Der Kopf des Reiters befindet sich in der Nähe der Hinterbeine und mit den Armen kann er den Boden berühren. Die Kosaken täuschten auf diese Weise einen "toten Reiter" vor oder konnten so unter dem Bauch des Pferdes hervorschießen.
Diese Übung heißt Polsunok.

Hier zeigt Anton das Liegen, quer im Sattel.

Bei der "Pistole" verschwindet der Reiter ganz auf einer Seite. 

Boris demonstriert mit verbundenen Augen einige Drehungen. 

Und hier steht Anton im Sattel.

Hier zeigt Boris das Aufheben von Gegenständen, wo sich der Reiter ins Kosakenkreuz oder den Kosakenhang beugt und dabei Gegenstände aufhebt. 

Hier sitzt Anton rückwärts im Sattel.

Anton bei einer Drehung.

Und Boris bei einer Drehung auf dem Pferd. Diese Übung heißt "tadschikische Drehung".

Boris beim Schulterstand.

Weitere Bilder gibt es im Fotoalbum.